News from a Small Island

... oder: ein Landei in London

Wednesday, November 28, 2007

Viel versprochen

habe ich mir mal wieder von unserem heutigen Kinobesuch. Und ich finde man darf auch einiges erwarten von einem Film mit Viggo Mortensen (der noch dazu ganz nackt auftaucht) unter der Regie von David Cronenberg. Deren letzten Film, "A History of Violence", fand ich zumindest gigantisch. Aber vielleicht war genau das mein Problem: denn "Eastern Promises" ist zwar ein guter Film, vielleicht sogar sehr gut, aber so herausragend wie ich ihn erwartet hatte war er nicht.
Der Film spielt in der russischen Unterwelt Londons, und dreht sich um einen russischen Mafiaboss, seinen Sohn, ihren Fahrer und eine Hebamme mit russischen Wurzeln, die in diese Welt hineingerät, als sie die Angehörigen eines verwaisten Babys sucht, dessen vierzehnjährige Mutter nur ein Tagebuch auf russisch hinterlassen hat. Wie sich das weiterentwickelt will ich gar nicht verraten, nur dass der Schluss eine etwas überraschende Wendung nimmt, die einem gefallen kann, aber nicht muss. Empfehlen kann ich ihn aber durchaus, nur nicht für zarte Gemüter. Und danach sollte man vielleicht auch ein, zwei Tage vegetarisches Essen einplanen.
Dazu passend noch eine Geschichte von Montag: auf dem Weg zur Uni überhörte ich ein Gespräch von zwei Männern die hinter mir gingen. Der eine offenbar Brite, der andere sprach mit russischem Akzent. Unterhalten haben sie sich über das englische Gesundheitssystem, was angesichts der Tatsache, dass wir gerade an der Klinik für Neurologie vorbeigingen nicht ungewöhnlich war. Da sagt der mit Akzent doch glatt "well, but when I was shot I was really glad I had private insurance". Schon da dachte ich mir juhu, Klischee, aber als sie mich irgendwann überholten konnte ich sie mir auch noch anschauen. Der Brite trug Jeans und Lederjacke, der Russe dagegen einen schönen, teuren schwarzen Anzug, Lederschuhe und schwarzen Mantel. Fand ich da schon etwas gruselig, und seit dem Film heute erst recht.

Sunday, November 25, 2007

Mission accomplished

und zwar seit heute Nachmittag. Wir waren im Camden Market, einer großen Anlage aus ehemaligen Pferdeställen im nördlichen Zentrum von London. Also ca. 30 Minuten Fußmarsch von daheim. Dort gab es neben einem Food Court mit Essen aus aller Welt vor allem Kleidung und ein bisschen Tand, von dem mir wenig wirklich zugesagt hat. Aber es gab auch Schuhe, schwarz, schön und einigermaßen günstig. Nur nicht sonderlich praktisch. Aber wann sind sie das schon?

Friday, November 23, 2007

Ausnahmsweise

war ich heute mal wieder in der Kirche. Nicht für einen Gottesdienst, aber immerhin für eine Aufführung von Verdis Requiem. Kalt wars. Aber natürlich auch sehr schön, und die Akustik in der Southwark Cathedral ist auch nicht zu verachten.
Eigentlich war ich vor allem dort, weil der Chorleiter heute gleichzeitig auch Chorleiter unseres Unichors ist und einige Leute aus dem Unichor auch mitgesungen haben. Da ich, wie ich bisher wohlweislich verschwiegen habe, auch im LSE-Chor bin, habe ich also beschlossen mir die anderen doch mal anzuhören.
Ab nächster Woche haben wir unsere eigenen Konzerte, drei innerhalb von acht Tagen und auch alle in einer Kirche. Heute bin ich in diesem Zusammenhang auf ein ganz unerwartetes Problem gestoßen: Kleiderordnung ist "ganz in schwarz". Und als ich das gehört habe dachte ich mir, kein Problem, jeder hat was schwarzes zum anziehen. Bis ich mir mal meinen Kleiderschrank genauer angesehen habe: ein schwarzer Rock, sonst ist alles braun oder bunt. Ich habe noch nicht einmal schwarze Schuhe! Womit meine "To-Do-List" fürs Wochenende um einen Punkt länger geworden ist.

We thank thee

oh Lord. Oder in meinem Fall eher oh Dan und Kara. Unsere beiden Amis haben nämlich für zwölf Leute ein richtiges Thanksgiving Dinner gekocht. Mit Truthahn, "Stuffing", Cranberry-Sauce, Kartoffelbrei mit viiieel Sahne, Süßkartoffel-Soufflé, Salat und kreolischem Spinat. Als Nachspeise gabs Pumpkin Pies. Im Moment habe ich das Gefühl ich muss die nächsten zwei Tage nichts mehr essen.
Im Hintergrund liefen ebenfalls stilecht die heutigen Football-Spiele, über Live-Streaming am Computer. Nach dem Essen gabs für die Spieler unter uns eine Runde Poker, und sogar den Familienkrach konnten wir überzeugend simulieren.

Tuesday, November 20, 2007

Diesmal sind es die Schotten

die ein bisschen spinnen. Auf dem Heimweg von Glasgow musste ich in Edinburgh umsteigen. Dabei habe ich am Bahnhof dieses Schild entdeckt:

Als ob daran irgend etwas Ungewöhnliches wäre.
Man bemerke bitte auch die etwas kleiner gedruckte untere Zeile - "Sorry for any inconvenience". Dieser Satz ist unter den Top Ten Vorschlägen der Times-Leser für das neue Motto Großbritanniens. In diesem Fall doppelt passend: wäre man nicht ohnehin etwas inconvenienced, man würde nie an diesem Schild vorbeikommen.

Monday, November 19, 2007

Wochenend und Sonnenschein

da flieg ich mal nach Glasgow ein. Wobei genau genommen nur Wochenende und Glasgow stimmen, schließlich bin ich Zug gefahren und das Wetter war auch nicht so berauschend. Außer um neun Uhr früh, da schien immer die Sonne in mein Zimmer (das bis jetzt gleichzeitig Helkes Arbeitszimmer und Gästezimmer ist, und demnächst auch als Kinderzimmer dienen soll). Aber es sollte ja auch ein bisschen ein erholsames Wochenende werden, so dass ich mich über den Sonnenstrahl gefreut und nochmal umgedreht habe. Und was diejenigen von euch, die Helke und Klaus auch kennen, wohl am meisten interessiert, so sieht Helke im Moment aus:


Das Bild ist aus dem botanischen Garten von Glasgow, der praktischerweise etwa 15 Minuten Fußweg von ihrer Wohnung entfernt ist. Wir sind allerdings trotzdem mit dem Auto hingefahren, schließlich wollten wir im Garten noch ein bisschen rumlaufen. Jetzt habe ich wieder Fotomaterial für ein paar Tage, so dass diese Woche nicht ganz so karg für meinen Blog werden könnte wie die letzte.
Am Samstag waren wir am Loch Lomond, einem großen See in der Nähe von Glasgow. Das Wetter war zwar sehr schottisch, aber schön war es dort trotzdem. Abends konnten wir dann das Feuerwerk nach dem Fußballspiel anschauen, ganz gemütlich aus dem Wohnzimmerfenster. Nur wieso die Schotten ein Feuerwerk veranstalten, wenn sie die EM-Quali gerade vergeigt haben konnten wir uns nicht so ganz erklären.
Ansonsten war das Wochenende sehr geruhsam, so dass ich heute früh immer noch im Erholungsmodus war und an der Uni nicht so viel auseinandergebracht habe. Naja, ich bin ja auch erst nach Mitternacht wieder in London angekommen.

Monday, November 12, 2007

Ein Sternchen

war heute bei uns im Seminar zu Gast. Genauer gesagt ein Nikolaussternchen. Noch genauer gesagt der Autor dieses Berichts. Ich weiß nicht, ob man in Deutschland davon gehört hat, aber in England ist seit der Veröffentlichung das Umweltschutzfieber ausgebrochen. Was natürlich sehr lobenswert ist.
Die wichtigsten Schlussfolgerungen: noch ist nicht alles verloren, weil die Menschen sowohl in Industrie- als auch in Entwicklunsländern weiter denken als ihre Regierungen und diese schön unter Druck setzen. Außerdem wird die sich verschlimmernde Wasserknappheit für Probleme sorgen. Was für die Welt als Ganzes natürlich tragisch ist, für mich aber ein Glücksfall: schließlich soll mein erstes Paper ein ökonomisches Modell zum Konfliktpotential von Wasser werden. Und so habe ich jetzt eine Bestätigung von unserem frischgebackenen Sir Nicholas, dass mein Thema tatsächlich relevant ist. Nur das mit dem Modell muss halt noch klappen.

Saturday, November 10, 2007

Ein Ceilidh

ist laut meinem Wörterbuch "a social event with Scottish or Irish folk music and singing, traditional dancing, and storytelling". Auf so einem war ich gestern, im Wohnheim einer Freundin von mir. Aber mit der Beschreibung im Wörterbuch hatte es nur zu 50% zu tun: Musik und Tanz.
Jetzt weiß ich wie man einen Reel tanzt, zumindest theoretisch, geklappt hat das ganze in meiner Gruppe nicht so wirklich. Und das obwohl wir eine echte Halbschottin dabei hatten. Ansonsten wurde viel gehüpft und vor allem Pirouetten gedreht, so dass mir mitten im letzten Tanz richtig schlecht wurde. Ließ sich aber zum Glück mit ein bisschen mehr drehen wieder beheben. Als Andenken hat mir der Abend einen höllischen Muskelkater in Armen, Schultern und Nacken verpasst, der sich bisher weder von Massageöl noch von einer heißen Badewanne besänftigen ließ.

Friday, November 09, 2007

I-Phone my

diesen Satz werde ich ausnahmsweise nicht beenden. Aber zur Illustration folgende Geschichte: ich wollte heute Geld auf meine Handy-Karte laden. Dazu muss ich in einen Laden der Kette gehen, bei dem ich diese Karte gekauft habe. So einer ist auf meinem Heimweg von der Uni, schließt aber um sechs. Also hab ich mich ein bisschen beeilt und stand um zehn vor sechs vor diesem Laden. Der war aber zu, und es hing ein Schild an der Tür: I-Phone sold starting at 6PM. Schön, zehn Minuten kann ich ja warten.
Nach eben diesen zehn Minuten kommt dann jemand um uns (es standen außer mir noch stolze fünf Leute da) zu informieren, dass es jetzt gleich soweit sei. Einer der anderen fünf meinte dann, er wolle doch eigentlich nur seine Karte aufladen und kein I-Phone kaufen, worauf der Verkäufer sehr freundlich erklärt das gehe nicht, weil die normalen Systeme schon Feierabend hätten.
Und am Heimweg hat es mich dann auch noch abgeregnet.

Tuesday, November 06, 2007

Mein Nachbarhaus

sieht so aus. Zugegeben, direkt daneben wohne ich nicht, aber mehr als 200 Meter Entfernung sind es nicht. Und ich freue mich schon, wenn das Ding endlich neu eröffnet wird, denn da kommt auch ein "Farmer's Market" rein, und sowas in der Nähe zu haben ist schon äußerst praktisch.

Sunday, November 04, 2007

Halloween

war ja schon vergangene Woche, aber wer hat schon Mittwoch Abend Zeit und Lust zum feiern? Also wurde die große Party eben auf gestern verlegt. Zumindest die Party im Wohnheim einer Freunding von mir, die praktischerweise auch noch im Organisationskommitte für die großen Feste in diesem Wohnheim ist. Und so sah das ganze aus:


Links ist Kara der Pirat, in der Mitte Tara die Orga-Hexe und rechts ich.

Thursday, November 01, 2007

Sternenstaub

ist nicht nur nützlich für allerlei Zaubereien, man kann auch Kinofilme damit machen. Oder eher einen Film über Sternenstaub. Oder eher einen Film der "Stardust" heißt, über einen Stern der vom Himmel gefallen ist und jetzt von allen möglichen Gestalten gejagt wird. Und der zu Sternenstaub wird, wenn er das Zauberreich verlässt, in dem er zufällig gelandet ist, weswegen bei uns gefallen Sterne immer aussehen wie unschöne Steinbrocken.
Stardust ist eigentlich ein Märchen, über einen Jungen aus einem englischen Dorf namens "Wall", der eben diese überquert um in das Zauberreich "Stormhold" zu kommen und seiner Herzensdame den gefallenen Stern zu bringen. Der Stern stellt sich als weiblich, jung und hübsch heraus, was drei alte Hexen dazu veranlasst sie zu jagen - das Herz des Sterns würde ihre Jugend für ein paar hundert Jahre wieder herstellen. Dass der Stern überhaupt gefallen ist, ist die Schuld des alten Königs von Stormhold, der das Amulett, das seinem Nachfolger zu übergeben ist, auf dem Sterbebett aus dem Fenster wirft und damit den Stern trifft. Jetzt suchen die noch lebenden Königssöhne nach dem Amulett. Das alles passiert in den ersten zehn Minuten des Films. Und weil es ja ein Märchen ist, kann sich auch jeder denken, wie die Geschichte knapp zwei Stunden später endet.
Was den Film aber so toll macht ist, dass man zwei Stunden lang vergisst, dass man eigentlich sowieso weiß wie es ausgeht. Ständig passiert auf dem Weg dorthin Unerwartetes, manchmal nur um eines Lachers willen, manchmal aber auch ganz dramatisch. Dass viele exzellente Schauspieler dabei sind - Michelle Pfeiffer als böse alte Hexe, Robert DeNiro als Pirat der besonderen Sorte, Peter O'Toole als alter König, usw -schadet natürlich auch nicht. Und sie alle spielen, dass es eine wahre Freude ist. Nach dem Film, der vom Publikum im ausverkauften Kino (wir kamen etwas spät und mussten uns auf Reihe 1 und 2 verteilen, und wir waren nicht die letzten) mit einem kollektiven Seufzer "Hach, schön" bedacht wurde, haben wir kein Gesicht gesehen, das nicht glücklich gestrahlt hat. So muss ein schöner Film sein.