News from a Small Island

... oder: ein Landei in London

Monday, April 27, 2009

Von Christopher Marlowe

hatte ich mir einiges erwartet, als ich am Mittwoch im National Theater sein "Dido, Queen of Carthage" sehen wollte. Es war aber eher wieder ein Beispiel dafür, dass ein Stück (trifft oft auch auf Bücher zu) nicht gut sein muss, nur weil der Verfasser als großer Literat gilt.
Zugute halten kann man ihm, dass es sein erstes Stück ist, geschrieben als er noch in Cambridge studiert hat. Das merkt man deutlich. Manchmal hat man den Eindruck er hätte es geschrieben um sich auf eine Vergil-Übersetzungsklausur vorzubereiten. Nur dass er manchmal auch das Übersetzen vergessen hat, und gesprochenes Latein verstehe ich nun mal nicht sonderlich gut. Von Frauen hat er dafür keine Ahnung. Insgesamt fühlte ich mich an "Bridget Jones" erinnert, weniger der Handlung wegen, aber wegen der fast körperlichen Schmerzen, die Fremdschämen nun einmal verursacht.
Die Schauspieler konnten einem ein bisschen Leid tun. Sie haben ihr Bestes getan, und wann immer sie ein bisschen Spielraum hatten, wurde das Stück wirklich lustig. Nur die Venus fand ich ein bisschen verstörend: sie sollte wohl verführerisch sein, sah dabei aber aus wie Gesine Schwan.
Immerhin haben wir es das ganze Stück ausgehalten, mein Sitznachbar ist nach der Pause nicht wiedergekommen. Wie ich hinterher feststellen musste haben auch einige Kritiker vorzeitig aufgegeben.

Tuesday, April 21, 2009

Das Märchen

vom hässlichen Entlein das zum Schwan wurde gibt es in England in einer neuen Version: Susan Boyle heißt das Entlein, 47 Jahre alte Schottin, und Teilnehmerin der Show "Britain's got Talent". Darin darf jeder der glaubt irgendwas Besonderes zu können vorsingen, -spielen und - tanzen und sich so dem Land vorstellen. Zu gewinnen gibt es 100000 Pfund und einen Auftritt vor der Queen. Manchmal springen auch ein Plattenvertrag und ein paar Welttourneen heraus, wie bei dem Gewinner der ersten Ausgabe, Paul Potts.
Der war ja schon eine ziemliche Überraschung, und Susan Boyle scheint das Ganze noch zu toppen. Zu Beginn ihres Auftritts macht sich das Publikum einigermaßen lautstark über sie lustig, und die Intervieweinspieler regen doch sehr an zum Fremdschämen. Als sie dann aber anfängt zu singen kippt die Stimmung. Fast so unterhaltsam wie das Lied selbst ist der Wandel im Gesichtsausdruck der Leute von boshaft und hämisch zu ehrlich beeindruckt. Und die Frau kann wirklich singen.