News from a Small Island

... oder: ein Landei in London

Friday, May 15, 2009

Der dritte Teil

meiner kulturellen Frühlingsaktivitäten: einmal irisches Theater und einmal italienische Oper. Das wars für die nächste Zeit aber mit hochgeistigem Zeitvertreib, ich muss mir wieder andere Themen suchen.
Dass wir "Dancing at Lughnasa" angeschaut haben war eine eher kurzfristige Entscheidung, als Tara festgestellt hat, dass das Stück nur noch dreimal läuft. Das Stück ist etwa 20 Jahre alt, beschreibt aber einen Monat im Leben von fünf irischen Schwestern im Sommer 1936. Die Schwestern sind alle unverheiratet, zwischen 25 und ca. 40 Jahre alt und wohnen zusammen in einem kleinen irischen Dorf. Die Jüngste hat einen Sohn, dessen Vater gelegentlich zu Besuch kommt. Der Erzähler der Geschichte ist der inzwischen erwachsene Sohn.
Das Stück beginnt kurz nach der Heimkehr des Bruders der jahrzehntelang als Missionar in Afrika gelebt hat und sich Malaria eingefangen hat. Das Erntefest (Lughnasa) steht vor der Tür und die Schwestern überlegen ob sie nicht ausnahmsweise wieder einmal auf den Ernteball gehen sollen. Sie haben ein neues Radio und üben schon mal fleißig tanzen, zur großen Verwunderung des kleinen Jungen.
Am Ende ist der Bruder tot und zwei der Schwestern davongelaufen. Dazwischen verwandelt sich das Stück von einer lustigen kleinen Familiengeschichte in ein eher deprimierendes Gesellschaftsdrama. Man hat mir gesagt das sei typisch irisch. Das Stück war im Old Vic zu sehen, das ich ja schon lange Mal von innen sehen wollte. Die Bühne ist in der Mitte des Theaters, am tiefsten Punkt, und rundherum sitzen Zuschauer - ein Amphitheater unterm Dach. Das war ideal für das Stück, das in der Küche und rund um das Haus der Schwestern spielt und keinerlei Umbauten am Bühnenbild braucht.
Die Oper war mal wieder im Royal Opera House, "L'elisir d'amore" von Donizetti. Eine komische Oper ohne jegliche tragische Anwandlung, aber mit sehr eingängiger Musik. Die Handlung is schnell erzählt: Dorftrottel ist verliebt in Dorfschönheit, die nichts von ihm wissen will und stattdessen einen etwas pompösen Sergeant erhört. Der Dorftrottel schwatzt dem fahrenden Quacksalber einen Liebestrank ab, der nichts anderes ist als eine Flasche Rotwein, betrinkt sich und ignoriert seine Angebetete, was diese zunächst sehr verstimmt, aber schließlich ihr Herz erobert.
Die Aufführung war sehr gut gemacht. Die Sänger waren sich nicht zu Schade auch Theater zu spielen und sich gelegentlich zum Affen zu machen. Das Ergebnis war nicht nur hörenswert, sondern auch sehr, sehr lustig und uneingeschränkt empfehlenswert (auch wenn man von unseren Plätzen aus mal wieder den rechten Bühnenrand nicht sehen konnte).

Sunday, May 03, 2009

Clash of Cultures

Hoch gegen Pop, war diese Woche angesagt. Es traten an "X-Men Origins: Wolverine" mit Hugh Jackman gegen "Waiting For Godot" mit Ian McKellen und Patrick Stewart. Im Film durften die beiden ja diesmal (fast) nicht mitspielen.
Wolverine erzählt, wie der Titel schon sagt, die Geschichte von Logan, bevor er in X-Men Teil eins auftaucht. Man weiß also schon, wie der Film ausgeht. Allgemein waren die Kritiken zu dem Film ja eher schlecht bis unterirdisch, wobei weibliche Kritiker etwas gnädiger waren. Dafür gibt es eine einleuchtende Erklärung: Hugh Jackman nackt, so kurz vor der Hälfte des Films (nach etwa 45 Minuten, glaub ich). Tatsächlich ist der Film besser als viele behaupten, solange man akzeptiert dass es eben eine Comic-Verfilmung ist und manche Charaktere eben nur auftauchen damit mehr Mutanten dabei sind. Wir fühlten uns jedenfalls alle sehr gut unterhalten, mit vielen blöden Sprüchen und schönen Action-Szenen. Und ja, auch schönen Männern.
Worum es in "Waiting for Godot" geht steckt auch im Titel. Zwei ältere Männer warten bei einem Baum auf Godot, tagelang, nur besucht von einem Verrückten und seinem Sklaven und einem Botenjungen, bis sie irgendwann nicht mehr wissen Einbildung und was Wirklichkeit ist. Das Stück war auch lustig, die Männer zum Glück bekleidet, und die Schauspieler hatten sichtlich Spaß an der Sache. Ian McKellen spielt den Tramp ohne Kurzzeitgedächtnis und ist ein richtiger Clown; Patrick Stewart kann dafür besser singen. Gegen Ende wird es halt ein bisschen deprimierend.
"Gewonnen" hat im Endeffekt wohl die Hochkultur. Sehr unterhaltsam war zwar beides (der Altersdurchschnitt des Publikums dürfte übrigens ungefähr gleich gewesen sein), aber vom Theater ist mir etwas mehr in Erinnerung geblieben. Dafür war das Kino billiger.