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... oder: ein Landei in London

Friday, February 22, 2008

Piraten und Wirtschaft

haben von jeher eine enge Beziehung. Schließlich ist es die Aufgabe der ersteren, die letztere zu ärgern. Deswegen ist es schon fast verwunderlich, dass sich so lange Zeit kein Ökonom ernsthaft mit dem Thema beschäftigt hat. Seit der neuesten Ausgabe des Journal of Political Economy (um genau zu sein vol. 115, no.6, pg. 1049-1094) ist es damit aber vorbei, da erzählt Peter T. Leeson von "An-arrgh-chy: The Law and Economics of Pirate Organizations". Das ist durchaus auch für Nicht-Ökonomen lesbar, es kommt keine einzige Formel darin vor.
Stattdessen versucht der Autor anhand von historischen Dokumenten darzustellen, wie sich Piraten im 17. und 18. Jahrhundert organisierten, um erfolgreich ihren nicht ganz legalen Geschäften nachzugehen. Zugegebenermaßen habe ich das Paper noch nicht ganz gelesen, also kann ich über den genauen Inhalt erstens noch nichts sagen und zweitens auch kein Urteil abgeben. Aber den Link wollte ich doch gleich weitergeben, denn im Moment ist der Aufsatz frei verfügbar und wie lange das so bleibt weiß ich nicht. Also schnell runterladen und dann viel Spaß!
UPDATE: Inzwischen habe ich den ganzen Artikel gelesen. Darin werden die unterschiedlichen Organisationsstrukturen von Piratenschiffen und Schiffen der Handelsmarine verglichen, um festzustellen worin diese Unterschiede begründet sind (Hauptverdächtiger hier ist die Möglichkeit im Falle von Streit ein Gericht anzurufen) und ob sie Auswirkungen auf den Erfolg dieser Schiffe hatten. Kurz gesagt: Piraten organisieren sich eher demokratisch, Handelsschiffe sind autokratisch. Als Begründung dafür werden unterschiedliche Besitzstrukturen angegeben. Ein Handelsschiff gehört in der Regel nicht mitreisenden Händlern, nur der Kapitän besitzt einen Anteil. Deswegen erhält der Kapitän soviel Macht wie möglich über die Crew. Das Piratenschiff gehört den Piraten auf dem Schiff, also können sie sich gegenseitig kontrollieren. Gleichzeitig müssen sich Piraten detaillierte eigene Regeln schaffen und für deren Durchsetzbarkeit sorgen, weil sie ja schlecht vor ein staatliches Gericht ziehen können.
Was die Effizienz der Organisationsformen angeht wird der Artikel dann leider etwas schwammig. Man kann nicht einfach zwei Organisationsformen vergleichen, die zu vollkommen unterschiedlichen Zwecken bestehen und daraus schließen dass eine Form effizienter ist. Dazu bräuchte man autokratische Piraten oder demokratische Handelsschiffe. Das geschieht auch nicht, denn der Autor beschränkt sich darauf folgendes zu sagen:

"In the same way that merchant ship autocracy reflected an efficient institutional response to the particular economic situation that merchant ships faced, pirate organization reflected an efficient institutional response to the particular, and rather different, economic situation that pirate ships faced."(1090)

Zu diesem Schluss kommt er indem er Piraten mit staatlich sanktionierten "Privateers" vergleicht, und die Handelsmarine mit Entdeckerreisen, sowohl staatlich als auch privat organisiert. Aber wie er aus diesen Vergleichen die obig zitierten Schlüsse zieht ist mir nicht ganz klar.
Schade finde ich zudem auch, dass er das ganze nicht rigoros an Daten untersucht hat. Wobei man ihm den Datenmangel nun wirklich nicht vorwerfen kann.

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