News from a Small Island

... oder: ein Landei in London

Friday, June 27, 2008

Für ein bisschen Kultur

ist London ja immer gut. In letzter Zeit bin ich auch wieder dazu gekommen das ein bisschen auszunutzen, und war zweimal in der Oper und einmal im Theater:
"King Lear" im Globe Theatre war ein Erlebnis, schon alleine des Theaters wegen. Wir hatten mit dem Wetter Glück, es war trocken und auch einigermaßen warm und so nah an Mittsommer, dass es sogar nach dem Theater noch ein klitzekleines bisschen hell war. Das nächste Mal würde ich allerdings statt der billigen Sitzplätze einen noch billigeren Stehplatz nehmen. Von unserem Platz konnte man das Geschehen nur von schräg hinten verfolgen, und gute Sitzplätze sind eher unbezahlbar - wie zu Shakespeare's Zeiten wohl. Das Stück selbst war ganz gut. Es ist zwar eine Tragödie, aber die komischen Elemente kamen auch nicht zu kurz. Was ich beim nächsten Mal noch anders machen würde: das Stück in gedruckter Form mitnehmen. Die Schauspieler sind ohne Mikrofon unter freiem Himmel und Flugzeuge sind da manchmal lauter. Zudem versteht man ohnehin nie alles.
Die erste Oper war "Don Carlo" von Verdi (den Carlo ohne "s" am Schluss, weil es die italienische, nicht die französische Fassung war) im Royal Opera House. Da habe ich von einer Bekannten, die kurzfristig verhindert war die Karten geschenkt bekommen, so dass ich mich auch über den Stehplatz nicht ärgern wollte. Don Carlo wurde gespielt von Rolando Villazon, dem einzigen aktiven Tenor den sogar ich kenne. Von der Aufführung war ich auch ziemlich beeindruckt, so dass mir erst nach den viereinhalb Stunden auffiel, dass meine Füße eigentlich doch müde waren. Ein bisschen problematisch war nur, dass jedesmal wenn im Stück jemand vor dem Großinquisitor warnte (der übrigens wirklich beeindruckend war) eine kleine Stimme in meinem Kopf sagte "Nobody expects the Spanish Inquisition!" - ruiniert ein bisschen die Dramatik des Augenblicks.
Schließlich war ich diese Woche noch in der English National Opera um mir Bernstein's "Candide" anzusehen. Allerdings in einer bearbeiteten Version, die die Handlung aus dem Westfalen des 17. Jahrhunderts in das "West Failure" (i.e. Amerika) der fünfziger und sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts verpflanzt. Einige Seitenhiebe gab es auch auf die heutige Zeit, die allesamt dazu gedacht waren für Lacher zu sorgen, aber eigentlich ziemlich überflüssig waren. Angelegt war das ganze als Fernsehsendung (die Bühne war von einem großen alten Fernseher eingerahmt) mit Voltaire selbst als Erzähler. Insgesamt auch unterhaltsam, aber von den drei Vorstellungen hat es mir doch am wenigsten gefallen.

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