News from a Small Island

... oder: ein Landei in London

Tuesday, January 29, 2008

"If there be new data

They shall come and regress it."
Damit ist zumindest ein Teilgebiet meines Studienfachs hervorragend beschrieben, und zwar von Tim Besley, heute in einer Vorlesung.

Sunday, January 27, 2008

Immer wieder sonntags

treffen wir uns in einem netten kleinen französischen Cafe bei uns um die Ecke zum Frühstück. Das heißt, wir treffen uns eigentlich erst um zwölf, aber außer Milan hat da in der Regel noch niemand gefrühstückt.
Das Ganze passiert aber nicht zu unserem Vergnügen, sondern weil wir da die Aufgaben durchgehen, die wir die folgende Woche mit unseren Studenten besprechen sollen. Manchmal sind in unseren Lösungen ein paar Tippfehler und manchmal wissen wir auch nicht alle so genau, wie man das jetzt am besten erklärt. Ein paar Mal haben wir wohl auch schon andere Cafebesucher zu einem vorzeitigen Abbruch ihres Aufenthalts getrieben.
Heute ist wieder Sonntag, und wir waren wieder in unserem Cafe. Zu den Aufgaben gab es einiges zu sagen, aber richtig interessant wurde es erst, als wir uns überlegten, wie man den Studenten am besten erklärt, was in der letzten Woche so alles passiert ist, anhand der Modelle die sie gelernt haben. Da mischte sich der Herr am Nebentisch, Mitte sechzig mit deutschem Akzent und nur drei Vorderzähnen, ein, zunächst nur mit einem Zitat aus der Sunday Times, die er gerade gelesen hat. Besser gesagt, in deren Artikel er nach einem ausgeklügelten Farbsystem bestimmte Wörter markiert. Nachdem er sich aber nun einmal eingeschaltet hatte, fing er an uns seine Sicht der Dinge detailliert darzulegen, was eine Frau an einem anderen Nebentisch wiederum veranlasste, uns in sehr gepflegtem Englisch zu erzählen, wie schade sie es findet, dass Ökonomen in der Regel nicht in der Lage sind "normalen" Menschen zu erklären, wie manche Dinge zusammenhängen.
Diese eher absurde Diskussion dauerte etwa eine halbe Stunde und war für uns durchaus lehrreich: wir wissen jetzt, dass wir eigentlich nichts wissen; dass ehemalige Atom-UBoot-Techniker die besten Investmentbanker sind; dass Tom ein Ungläubiger ist; dass Tara die Welt kritischer sieht als andere; dass ich über diesen Dingen stehe; dass hinter diesem SocGen-Trader eine Weltverschwörung steckt; und dass "normale" Menschen eine andere Vorstellung davon haben was "Economics" ist als Ökonomen. Zugegeben, letzteres habe ich schon länger befürchtet.

Friday, January 25, 2008

Na endlich

sind diese Hausaufgaben alle durch. Eigentlich hätte ich mir ja gleich denken können, dass es doch wieder bis Donnerstag abend dauert. Weil einem auch dauernd was dazwischen kommt. Erst Kopfschmerzen, dazu ein Börsencrash und dann noch ein toter Schauspieler. Schluchz.
Wenigstens musste ich mich diesmal nicht so über meine Studenten aufregen. Es gibt zwar wieder einige die keine Ahnung von gar nichts haben und ein paar mehr die die Lösungen vom letzten Jahr haben, aber die meisten haben diesmal doch vernünftig gearbeitet. Dafür gibts morgen eine Übung zum Thema Finanzmärkte, und das ist im Moment ja ganz spannend.

Tuesday, January 22, 2008

Das war wohl nix

mit meinen Plänen fürs Wochenende. Am Sonntag Abend hatte ich gerade mal ein bisschen über die Hälfte der Hausaufgaben. Sie stellen sich diesmal better an als bei dem letzten Mal, was für mich den unangenehmen Nebeneffekt hat, dass sie auch deutlich mehr schreiben.
Dazu kommt dann noch, dass sich mit Ibuprofen nicht mehr wirklich gut arbeiten lässt. Ich habe dann immer den Eindruck mein Gehirn wird vollständig zu Matsch. Ist besser als das Flugzeugdröhnen vorher, aber eben auch nicht wirklich toll. Und ich hatte Angst vor dem Norovirus.

Saturday, January 19, 2008

Waah

habe ich mir gestern gedacht, als ich von meinen Studenten mal wieder Hausaufgaben einsammeln durfte. Einige waren so nett und haben einfach nichts abgegeben, ein paar andere sind gleich gar nicht erschienen und noch ein paar haben sich schonmal vorbeugend dafür entschuldigt, dass sie mein Wochenende ruinieren. Ich habe auch diesmal den ganz festen Plan am Montag früh schon fertig zu sein.
Und gelegentlich muss ich mir anschauen, ob sie denn unter meinem Unterricht hauptsächlich leiden, oder nebenbei auch noch etwas lernen. Wenn man einem Studenten beim TA-Survey zum letzten Term glauben darf, bin ich ein richtig böses Monster. Da 15 andere aber nicht dieser Meinung waren, habe ich beschlossen das liegt nicht wirklich an mir. Insgesamt bin ich bei der Bewertung, glaube ich, ganz gut weggekommen. Manche der Ergebnisse darf man dabei auch nicht zu ernst nehmen: auf die Frage nach dem "Spoken English" des TA gab es die Auswahlmöglichkeiten excellent, very good, fairly good, poor und very poor. Kara und Tara, beides Muttersprachler, haben von einigen Studenten "nur" ein very good erhalten.

Monday, January 14, 2008

Sehnsucht nach Fernsehen

habe ich hier eigentlich nie. Nachrichten gibt es auch in den Online-Ausgaben verschiedener Zeitungen, gute Filme gibt es auf DVD und Serien auch. Und wenn ich wirklich einfach nur mal schauen will, gehe ich eben ins Fitness-Studio. Da habe ich immerhin vier Kanäle zur Auswahl und nebenbei noch was Sinnvolleres zu tun.
Dort wurde mir heute aber auch deutlich vor Augen geführt, warum ich auf Fernsehen so gut verzichten kann. Einer der vier Kanäle ist grundsätzlich Sky News. Da lief heute geraume Zeit ein "Breaking News" Ticker zum Anschlag auf dieses Hotel in Kabul, aber eben nur im Ticker unten. Gezeigt haben sie Live-Helikopter-Aufnahmen aus LA, wie Polizisten darauf warten dass Britney Spears in ein Auto steigt. Sowas ist erstens uninteressant und zweitens ein Beitrag zur Volksverdummung. Und das sollte man einem Nachrichtensender eigentlich nicht vorwerfen können.

Saturday, January 12, 2008

Vegetarier sein

hat manchmal schon was für sich. Denke ich mir zumindest jedes Mal, wenn es irgendwo um Gammelfleisch oder Tiertransporte oder ähnliches geht. Vor allem natürlich wenn die passenden Bilder dabei sind.
Seit ich "Fast Food Nation" von Eric Schlosser gelesen habe weiß ich, dass manchmal auch die Beschreibung schon ausreicht. Das Buch erzählt von den Auswirkungen der Verbreitung von Fast Food Ketten auf die amerikanische Ess- und Industriekultur. Man lernt viel über die Geschichte und Arbeitsweise von McDonald's und Co., und auch sehr viel darüber, wo diese Ketten ihre Zutaten herbekommen. In einem Kapitel wird ausführlich ein Rundgang duch einen großen Schlachtereibetrieb beschrieben, und zwar dermaßen anschaulich, dass mir richtig schlecht geworden ist. Lange bevor der Autor zu den Verbreitungswegen von E.coli und ähnlichem kommt (Zitat hierzu: "... a simple explanation for why eating a hamburger can now make you seriously ill: There's shit in your meat."). Dabei lernt man dann unter anderem, dass durch industriell produziertes Fleisch, vor allem Hackfleisch, inzwischen mehr gefährliche Bakterien in amerikanischen Küchen als in dortigen Kloschüsseln hausen. Na Mahlzeit.
Das Buch ist 2001 erschienen, und der Klappentext meiner Ausgabe bescheinigt den Fast Food Ketten, sich seither doch um einiges gebessert zu haben. Lesenswert ist es aber immer noch, denn gerade das Verhältnis von Industrie und Politik dürfte noch einigermaßen dasselbe sein, und auch da kann man sich über manche Dinge wunderbar echauffieren.
Vegetarier bin ich darüber auch nicht wirklich geworden. Fleisch habe ich hier ohnehin selten gegessen, und den ein oder anderen Pub-Hamburger kann ich mir jetzt auch leicht verkneifen.

Wednesday, January 09, 2008

Mit Babys um sich werfen

ist in meinem Bekanntenkreis wohl gerade der Hit. Erst schon Helke und Klaus Anfang Dezember, dann noch ein früherer Praktikumskollege samt Frau kurz vor Weihnachten und am Montag mein Büro-Kollege hier an der Uni. Also, seine Frau natürlich.
Eigentlich hätte dieser Kollege am Montag um zwölf Uhr in unserem Seminar präsentieren sollen. Der Plan war, unvorbereitet in die Präsentation zu gehen und darauf zu bauen, dass seine Frau dann schon anruft, schließlich war Termin am Montag. Kurz vor Weihnachten muss ihm aber noch aufgegangen sein, dass Babys sich nicht unbedingt an den Geburtstermin halten und hat das Seminar abgesagt. Stattdessen war er am Montag brav in einer Vorlesung. Um Viertel nach zwölf bekommt er eine SMS von seiner Frau - es wäre dann soweit. Angeblich hat er die Vorlesung noch ruhig verlassen, aber als er im Büro ankam stand ihm die reine Panik ins Gesicht geschrieben und er hat noch ein paar Minuten damit verbracht seinen Rucksack zu packen, wieder auszupacken, uns zu erzählen wer wann wo seine Kurse vertreten soll, mit seiner Frau zu telefonieren und den Rucksack wieder zu packen. Irgendwann war er aber doch unterwegs, und die kleine Daira ist inzwischen auch gut angekommen.
Aber sein Plan fürs Seminar wäre voll aufgegangen. Und ich hätte zu gerne die Gesichter der Zuhörer gesehen.

Saturday, January 05, 2008

Ein bisschen Lesefutter

habe ich zu Weihnachten mal wieder bekommen. Das meiste davon schändlicherweise immer noch ungelesen. In den zweieinhalb Wochen in Deutschland gab einfach zu viel zu tun und viele Leute zu treffen. Und dann gab es da auch noch ein Buch, das ich schon vor Weihnachten angefangen hatte und unbedingt fertig lesen wollte:
"The Name of the Wind", welches den ersten Teil der "Kingskiller Chronicle" von Patrick Rothfuss darstellen soll. Am besten zu beschreiben als Schelmenroman in Fantasy-Setting (Germanisten werden mir jetzt erzählen das geht nicht, aber ich bleib dabei). Man begegnet dem Hauptcharakter Kvothe zu Beginn als gebrochenem, aber eigentlich noch recht jungem Mann, der in einer kleinen Stadt ein Gasthaus betreibt. In diesem Gasthaus landet ein Schreiber, der Gerüchten dorthin gefolgt ist und ihn nun davon überzeugt, seine Lebensgeschichte zu erzählen. Der Großteil des Buchs besteht dann aus Kvothes Schilderung seiner Kindheit und Jugend bis hin zu seiner Zeit in der Universität, gelegentlich unterbrochen von Ereignissen im Gasthaus, die zeigen, dass in der Welt draußen einiges im Argen liegt. Diese Welt stellt man sich am besten als mittelalterlich vor, aber mit Magie, die natürlich auch an der Universität gelehrt wird.
Die wichtigsten Stationen in Kvothes Leben erfährt man zwar schon im Klappentext, aber es macht dennoch riesigen Spaß zuzsehen, wie der Junge von einer Dummheit in die nächste getrieben wird und welche Heldengeschichten daraus werden. Und das zusätzlich zu den Heldentaten, die tatsächlich solche sind. Ob das Buch auch in einer deutschen Übersetzung existiert weiß ich nicht, aber egal welche Sprache: unbedingt lesen!!!!

Ein schönes neues Jahr

wünsche ich euch allen. Es ist zwar schon ein paar Tage alt, aber immer noch lang genug. Eine Tatsache, die an der Stewardess, pardon, Flugbegleiterin heute wohl vorübergegangen ist: ein Reisender hatte Wodka verlangt und weil er noch so jung aussah, hat sie sich den Ausweis zeigen lassen. Dummerweise hat sie dabei nur aufs Jahr geachtet, und sich dann mit ihrem Kollegen darauf geeinigt, dass man am 4. Januar jemandem der 1990 geboren ist schon Alkohol verkaufen darf. Die Chancen dass er schon 18 ist stehen schließlich auch 3:363.